4. Shanghai Hamburg Forum

Am 16. Oktober 2015 fand das 4. Shanghai Hamburg Forum im Asien-Afrika-Institut der Universität Hamburg statt. Das Thema lautete „China in Deutschland: Ideen und die Künste“ (中国在德国:思想与艺术). In diesem Artikel werden die Referenten und ihre Vorträge kurz vorgestellt.

Das Shanghai-Hamburg-Forum wurde von dem Sinologen Prof. Dr. Michael Friedrich geleitet und durch herzliche Eröffnungsreden des Präsidenten emeritus der Fudan Universität Shanghai, Prof. Dr. Yang Yuliang, sowie der Vize-Präsidentin der Universität Hamburg, Prof. Dr. Susanne Rupp, begonnen. Zusätzlich zu den folgenden Vorträge wurde im Rahmen des Forums ein Konzert von Chen Xiaoyong„Auf der Suche nach dem idealen Klang“ in der Laeiszhalle aufgeführt.

Shen Qilan

SHEN Qilan„The Changing Landscape“ – Im Mittelpunkt der Rede von Shen Qilan stand der kulturelle Austausch, ein Thema dem sie sich als Autorin, Kunstkritikerin und Kuratorin mit Hingabe widmet. Die Kreativität sollte ihrer Meinung nach stärker im Vordergrund stehen, der traditionelle Austausch über Erkenntnisse in klassischen Themen wie der Archäologie, Philosophie und Literatur, soll sowohl inhaltlich, als auch der Form nach generalüberholt werden.

Nur eine Kommunikation auf Augenhöhe in neuen Formaten wie z.B. (Online-)Workshops schaffe Ihrer Meinung nach eine Grundlage bzw. Landschaft die der heutigen Zeit angemessen sei.

Margit Kern„Entangled Histories – An Organ from Hamburg in Mariana, Brazil, and the Resemanticizing of Chinoiserie in Sacred Spaces“ – Die Professorin der Kunstgeschichte an der Universität Hamburg berichtete von ihrer Forschung über Chinoiserien in Lateinamerika. Sie verfolgte den Weg einer Orgel, die in einer kleinen brasilianischen Kirche installiert ist und ursprünglich aus Hamburg bzw. Portugal stammt, jedoch mit scheinbar unpassenden Chinoiserien dekoriert ist. Sie kam zum Schluss, das die asiatische Kunst auch in Lateinamerika vor allem ein Ausdruck der Bedeutung und des Einflusses der christlichen Kirche und ihrer Verreter war.

Margit KernDie Chinoiserien zeigen den hohen Wohlstand und das damit verbundene soziale Prestige. Zuvor war unter anderem vermutet wurden, dass sie nur aufgrund ihrer Fremdheit und Exotik installiert worden waren, dies reiche als Erklärung aber nicht aus. Vielmehr sollen sie zeigen, wie stark der Handel zwischen Asien und Lateinamerika bereits ausgeprägt war, vor allem die portugiesische Route Macao – Rio de Janeiro und das spanische Äquivalent zwischen Mexiko und den Phillipinien demonstrieren den fortgeschrittenen Status der Globlisierung.

Weitere Referenten:

  • Günter Kleinen – „Music from Mahler und Puccini – Chinese melodies in European art music“ – Vor allem Mahler soll nah an daoistischen Vorstellungen gewesen sein und bot mit seinem „Rückzug aus dem Weltengetümmel“ in die Einsamkeit seiner Waldklause eine gute Projektionsfläche. Inwieweit er aber tatsächlich daoistisches Gedankengut rezipierte bleibt unklar und ist nicht nachgewiesen. Allgemein sei der chinesische Einfluss auf die europäische klassische Musik sehr gering bzw. nicht existent gewesen.
  • WANG Weijiang – „Chinese plants in Germany“ – Zu den ursprünglich chinesischen Pflanzen in Deutschland gehören der Chinakohl, der Rhabarber, der Kiefernschwamm und der Ginseng. Wang Weijiang, Geschichtswissenschaftler an der Fudan-Universität Shanghai, ging unter anderem darauf ein, wie sich die Verwendung zwischen den Ländern unterscheide, so werde der Rhabarber in China für eine Medizin gehalten, in Deutschland hingegen für ein Gemüse, beim Kiefernschwamm sei es genau andersrum. Weiterhin ging er auf die Erfolgsgeschichte des Tee-Exports ein, der mittlerweile auch von deutschen Produkten, wie dem Milchpulver oder dem Produkt „Doppelherz“ erreicht werde. Er appelierte dafür neben dem Konsum, auch die Kulturgeschichte der Pflanzen stärker anzuerkennen.
  • LIU Wei – „The contemporary history in the memory of contemporaries – Memoirs as a reflection of Sino-German relations during the Third Reich“ – Der Historiker Liu Wei stellte ungewöhnliche Zeitzeugen des zweiten Weltkriegs in Deutschland dar. Entgegen der allgemeinen Situation gab es einige begüterte chinesische Bürger die im Nazi-Regime relativ unbehelligt ihren Universitätsstudien nachgehen konnten und damit dem Zeitgeist widersprachen.
  • Michael Friedrich – „What is a Chinese character? The rise and fall of Chinese hieroglyphics“ – Der Leiter des Asien-Afrika-Institus stellte in einem rasanten Vortrag die wissenschaftliche Rezeption der chinesischen Zeichen dar.
  • Li Tiangang – „Zhu Xi’s First „Travel“ to Europe, Understanding for Neo-Confucianism in Longobardo’s Traité sur quelques points de la réligion des Chinois“ – Leider fand der Vortrag Li Tiangangs nicht statt.
  • Heiner Roetz – „Albert Schweitzer on Chinese Thought“ – Heiner Roetz stellte den aktuellen Stand seiner Forschung zu Albert Schweitzer vor. Er kam zu dem Schluss, dass sich Albert Schweitzer von allen Philosophen seit der Aufklärung am intensivsten mit China auseinandergesetzt habe.
  • Martin Jörg Schäfer – „Not understandig China“ – Martin Jörg Schäfer berichtete von den Irritationen als im Rahmen des Kampnagel-Festivals gefälschte Kunst in China angekauft und in Deutschland demonstrativ verkauft wurde.

Konferenz-Teilnehmer und Gäste waren unter anderem Prof. Dr. Kai Vogelsang, Prof. Dr. Sarah Kirchberger und Studierende der Sinologie.

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