Wie verhält man sich in China? Bitte nicht das Gesicht verlieren!

Seitdem China wieder in den Fokus der Weltöffentlichkeit gerückt ist, steigt auch die Auflage diverser Ratgeber zum Verhalten in China. Das Spektrum reicht von Verhandlungsstrategien für Manager bis zu China-Reiseführern für Touristen. Dass jedes Land eigene Umgangs- und Kommunikationskulturen besitzt, ist leicht verständlich – warum aber wird die chinesische als besonders speziell angesehen?

Warum aber sollte man sich den chinesischen Gepflogenheiten mehr anpassen, als etwa den amerikanischen oder französischen? Dort reichen meistens einige handfeste Ratschläge, wie zum Beispiel sich nach einer Einladung am nächsten Tag mindestens per Email zu bedanken. Und darauf kommt man eigentlich selbst, denn in Deutschland würde man das wahrscheinlich auch machen.

Niemals das Gesicht verlieren

Ein zentraler Punkt ist die in China ausgesprochen ernst genommene Tradition, auf keinen Fall das Gesicht zu verlieren. Obwohl es natürlich nur schwer einleuchtet, wieso man in Europa sein Gesicht mit Wohlgefallen und gerne auch öfters verlieren sollte. Daher ist die Betonung dieses „Brauchs“ möglicherweise eher auf die Spitzfindigkeit chinesischer Geschäftsleute zurückzuführen, denn nach anonymen Berichten sollen dadurch schon viele Kompromisse zu Stande gekommen sein, die man unter anderen Umständen einfach als schlecht verhandelt abgetan hätte, in China aber als bravourösen Spagat zwischen den Geschäftskulturen deklariert. Trotzdem sollte man in China auch im privaten Bereich darauf achten, sein Gegenüber vor anderen Personen, besonders Freunden, Bekannten oder anderen wichtigen Menschen, nicht schlecht aussehen zu lassen. Festzuhalten ist also, dass man auch in China niemanden bewusst bloßstellt, ohne danach ein schlechtes Gewissen oder einen Geschäftskontakt weniger zu haben.

Zahlenglück und Aberglaube

Einige echte Unterschiede bietet dagegen die chinesische Symbolik. So gelten zum Beispiel die Zahlen 6, 8 und 9 als Glücksbringer, die Zahlen 4 und 10 dagegen durch ihren ähnlichen Klang wie das Wort „Tod“, als Unglücksbringer. Dass man sein neues Büro also nicht auf die 4. Etage verlegen sollte (falls sie überhaupt existiert) hätte ihnen ihr Makler verraten sollen, ansonsten sollten sie sich vielleicht nach einem neuen umschauen. Dass ihre chinesische Handynummer und damit Visitenkarte, nicht mit ganzen Reihen der Zahl 4 glänzt, verhindert schon ein Blick auf die Preisliste im Telefongeschäft – solche Nummern sind im Gegensatz zu denen mit vielen Glücksbringern quasi geschenkt. Ihr chinesisches Horoskop kann ebenfalls mehr über Sie aussagen, als Ihnen vielleicht lieb ist.

Die Farben Rot, weiß und gelb

Die Farbe weiß soll nach chinesischer Auffassung Trauer ausdrücken und wird daher vor allem zu Beerdigungen getragen. Da das Angebot im chinesischen Ausstatter ihrer Wahl bezüglich gänzlich weißer Kleidung sehr zu wünschen lässt, sollten sie damit aber auch keine größeren Probleme haben. Die Farbe rot ist dagegen sehr zu empfehlen. Sie sorgt nicht nur für einen frischen Auftritt, sondern gilt als ausgesprochener Glücksbringer und gutes Omen. Ob Visitenkarten, Kleidung oder Geschenkpapier – rot ist immer eine gute Wahl. Vorsichtig sollten sie allerdings mit gelb umgehen. In historischen Zeiten war gelb nämlich dem Kaiser vorbehalten (黄帝 – huangdi – der Gelbe Kaiser) und wird auch heutzutage in traditionellen Kreisen, nur den am höchsten stehenden Personen zuerkannt.

Achtung bei Geschenken

Ein weiteres großes Kapitel zum Verhalten in China ist das Thema Geschenke. So gilt es zu beachten, dass sie in China ihre sonst sicherlich sehr große Vorliebe Uhren zu verschenken, im Zaum halten. Ihr Geschäftspartner oder Bekannter könnte sonst denken, dass sie ihm durch die Blume sagen wollen seine Zeit sei nun abgelaufen. Empfehlenswerter sind da Souvenirs aus dem Heimatland. Es gilt außerdem: je höher die Wertschätzung des Gegenübers, desto teurer das Geschenk – aber nicht übertreiben, sonst könnte man das Gesicht verlieren, weil es unmöglich ist sich zu revanchieren. Eine weitere Besonderheit ist, dass man das Geschenk nicht vor dem Gastgeber auspackt.

Wenn Sie jetzt denken, es wäre angebracht sich näher mit diesem Thema auseinander zu setzen, seien Ihnen die folgenden Bücher empfohlen:

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